Kulturgeschichtliche Arbeit
Prozessdokumentation
Gestalterische Arbeit

Kim Niederhauser
Bachelor Thesis
2024 
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Alltägliches ADHS:
In einer Online-Umfrage wurden Menschen nach alltäglichen Situationen gefragt, welche positive sowie negative Momente von ADHS aufzeigen: 
 

Person 1
Positiv: 
Ist sehr multitaskingfähig. Kann bei der Arbeit mehrere Dinge gleichzeitig tun und sich dabei auch etwas erklären lassen, das auch verstanden und aufgenommen wird. Wenn es der Person gelingt, konzentriert zu lernen, geht der Lernprozess sehr schnell. Durch die Kreativität lassen sich sehr schnell Verbindungen im Kopf knüpfen. Das ermöglicht schnelle und direkte Problemlösung.


Negativ:
Etwas Kleines, Unbedeutendes, was für einen kurzen Moment nicht gut ist, kann durch starke Stimmungsschwankungen einen schönen und produktiven Tag schlecht machen. Dies kann aber auch umgekehrt der Fall sein. Die Reizüberflutung ist ein grosser negativer Punkt. Bei grossen Menschenmengen, wenn viele Stimmen durcheinander sprechen, will der Kopf sich auf alle Geräusche konzentrieren, was zu einer grossen Überlastung führt. Aber auch die «typischen Symptome» wie nicht stillsitzen zu können oder Konzentrationsschwierigkeiten gehören zum Alltag..





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Person 2
Positiv: 
Der bekannte Tunnelmodus ist ein grosser positiver Aspekt bei der Arbeit, wenn es um kreatives Arbeiten geht. Dabei kann die Person auch viel schneller auf Anpassungen reagieren und kommt auf Ideen, welche ausserhalb des Kontexts sind aber ganz neue Sichtweisen auf das Projekt geben. Bei einem Thema, für welches viel Interesse besteht, kann die Person sich sehr schnell und viel Wissen dazu aneignen, was nützlich sein kann, aber auch fast zu einem Zwang wird.

Negativ:
Die Gedanken schweiffen in Gesprächen sehr schnell ab, auch in Gesprächen mit Kund:innen. Textkorrekturen sind fast unmöglich zu machen, da zu viele Gedanken im Kopf sind und die Person sich nicht ausschliesslich auf das Gelesene konzentrieren kann. Bei Aufgaben, bei denen nicht viel Motivation vorhanden ist, muss zuerst eine riesige Wand überwunden werden, auch wenn die Arbeit nicht so klein ist, zum Beispiel eine Pfanne abwaschen. Bei grossen Tasks hat die Person gelernt, diese zuerst zu unterteilen, damit man nicht mehr nur den grossen Berg sieht. Auch die Tendenz, vieles mitzuteilen, ohne darüber nachzudenken, also das so genannte «oversharing» ist für Mitmenschen schnell überwältigend.








     







Person 3
Positiv: 
Die Freude an kleinen Dingen zu haben, die anderen vielleicht nicht unbedingt auffallen, ist etwas sehr Positives. Genauso wie die Fähigkeit, sich stundenlang in eine Thematik hineingeben und es von allen Seiten betrachten können. Auch werden Probleme auf unkonventionelle Herangehensweisen versucht zu lösen.


Negativ:
Beim Verlassen des Hauses gehört das mehrmals Zurückgehen dazu, um vergessenes einzusammeln. Wenn die Person über- oder unterfordert ist, sitzt sie stundenlang wie paralysiert rum und kann nichts machen. Zudem ist das Essen eine grosse Schwierigkeit. 

















Person 4
Positiv:
Durch die vielen Tagträumereien hat die Person kreativere Lösungsansätze und kann sich mehr in Dinge hineinversetzen. Vielseitige Interessen machen es möglich, breites Wissen aufzubauen und so ein breites Spektrum der Welt kennenzulernen. Langweilig ist es nie, denn die Person weiss, was mit sich anzufangen. Das Hineinversetzen in andere Menschen und andere Probleme fällt der Person sehr leicht, da sie sich selbst lange mit dem eigenen Verhalten auseinandersetzen musste. Das Stichwort Kreativität überwiegt klar als positiver Aspekt. Der Kopf fühlt sich zwar an wie ein Feuerwerk, von einem Ort zum anderen hüpfend, aber ändern wollen würde sie es nicht.



Negativ:
Die Person ist etwas am machen und nach zwei Sekunden hat sie vergessen, was sie eigentlich gerade macht. Ständiges verzetteln und das Verlieren von Dingen gehören zum Alltag. Manchmal muss Stunden oder Tage danach gesucht werden oder es verschwindet komplett. Sie läuft ständig in jegliche Ecken, Türrahmen oder Möbelkanten mit allen Körperteilen. Wenn viele Dinge gleichzeitig passieren, verliert sie die Übersicht und weiss nicht mehr, wo weitermachen. Langweilige oder mühsame Arbeit ist unausstehlich und vor sich hingeschoben, auch bei den kleinsten Aufgaben.





     







Person 5
Positiv: 
Motiviert für jegliche Art an Ideen von anderen. Sehr viel «plappern» und viel Energie haben, sieht die Person als Stärke und kann helfen, Mitmenschen zu motivieren. Manchmal vergisst die Person, welch Freude einem etwas bereitet, und wenn es ihr wieder in den Sinn kommt, ist die Begeisterung so gross wie am Anfang, es nimmt also nicht ab. 

Negativ:
Das viele Sprechen ist nicht nur positiv, sondern kann auch zu Unsicherheit führen. Wenn etwas gemacht werden muss, das keinen Spass bereitet, wird die Person sehr schnell müde und räumt beispielsweise sehr uneffizient auf, da wenig Motivation vorhanden ist. Was nicht immer negativ aufgenommen wird, aber ein weiterer Punkt im Alltag ist, ist es Prioritäten zu setzen. Steht zum Beispiel Arbeit für die Uni an, werden plötzlich Aufgaben erledigt, die zuvor Tage lang vor sich hergeschoben wurden.






     







Person 6
Positiv: 
Hyperfokussiert bei Tätigkeiten, welche die Person gerne macht. Beispielsweise kann bei Theater, Gym, Lesen oder Schreiben ein enorm grosser Fokus und eine Vertiefung aufgebaut werden. Die viele Empathie mit Anderen hat grosse Vorteile bei der Arbeit. Durch die humorvolle Art gibt es nicht nur viele witzige Momente, sondern es hilft auch, das Lustige in Situationen zu sehen, in denen die Person ungeschickt und unorganisiert ist. Weil sie schnell überfordert mit zu viel Besitztum ist, lebt die Person minimalistisch, was gut für die Umwelt und die Geldbörse ist.
 
Negativ:
Bereits kleine Alltagsaufgaben wie Putzen, Steuern machen oder Einkaufen können zur Überforderung führen. Das Nichteinschätzen der eigenen Energie und Kapazitäten führte auch schon fast zu einem Burnout. Auch negativ wahrgenommen ist die Reizüberflutung. Bei grossen Menschenmengen an einem Konzert oder in einem geschlossenen Raum prasseln alle Sinneseindrücke auf einmal ein. Die Person hat ausserdem Mühe, Freund:innenschaften aufrechtzuerhalten, weil oft nur die Sachen im Kopf sind, welche sie direkt vor sich sieht.